Vom Sinn der Sakramente

Nach Maurice Blondels Hauptthese bringt das Handeln das Denken hervor, nicht umgekehrt. Wir können durch Denken nie so weit kommen, wie durch Tun: Um zu wissen, woran man sich zu halten hat, muss man trotzdem vorwärts gehen.   Blondel untersucht weiter, wieso die Menschen zuerst handeln – nämlich aus einer Unruhe des Herzen: um etwas…

Über das Wesen der Liebe

So enthüllt sich eine Art von Wechselseitigkeit oder sozusagen Einheit zwischen der echten Liebe und dem aktiven Leiden. Denn wenn uns nicht der Schmerz erzieht, gelangen wir nicht zur selbstlosen und mutigen Tat. Die Liebe wirkt auf die Seele wie der Tod auf den Leib: Sie versetzt den Liebenden in das Geliebte und das Geliebte…

Vom Tun

Es ist ganz klar, dass wir als Menschen handeln, ununterbrochen. Selbst wenn wir uns passiv wähnen, tut sich doch etwas – hat es für uns Folgen. Wenn ich etwas absichtlich tue, kommt nur ungefähr dabei heraus, was ich mir vorstellte. Keine Praxis ist so genau wie das Denken. Ich kann deswegen nicht aufgrund rein von…

Wie heute alles eine Frage der Macht ist

Ich bin noch sehr katholisch erzogen worden von meiner Großmutter, die selber, weil sie die Beichte fürchtete, nie in die Kirche ging, so wenig wie sonst irgendjemand in meiner Familie. Ich dagegen wurde, nicht zuletzt aus Preisgründen, fast 10 Jahre auf ein katholisches Internat gesteckt und war als Teenager jeden morgen in der Messe. Die…

Das Hauptanliegen des neoliberalen Denkkollektivs scheint es, Zweifel und Unwissenheit in der Bevölkerung zu säen

Der Eingeweihte findet Unwissenheit gut, befördert sie doch die Niederlage politischer Gegner, die Gesundheit des Kosmos und den Triumph der neoliberalen Marktgesellschaft. Friedrich August von Hayek, der geistige Vater des Neoliberalismus, verachtete Wissenschaftler und Experten, die er für bezahlte Apologeten hielt. In seinen Augen war es unmöglich, die Klugheit des einzelnen zu fördern. In Der…

Wesen des Christentums nach Hegel

Da nun der Mensch überhaupt dieser Prozeß ist, die Negation des Unmittelbaren zu sein und aus dieser Negation zu sich selbst, zu seiner Einheit zu kommen, so soll er also seinem natürlichen Wollen, Wissen und Sein entsagen. Dieses Aufgeben seiner Natürlichkeit wird angeschaut in Christi Leiden und Tod und in seiner Auferstehung und Erhebung zur…

Es gibt Texte in der Bibel, die schafft kein anderes Buch

Wo soll ich hin gehen vor deinem Geist, und wo soll ich hin fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da. Bettete ich mich in die Hölle, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen…

Emanzipation vergrössert den Klimafußabdruck

Philosophien, welche den Klimawandel fördern, sind jene der Emanzipation, der Befreiung von Zwängen und der größtmöglichen Ausübung spontaner Macht. Der Körper und seine Bedürfnisse spielen die Hauptrolle. Was sein Zunehmen, seine Äußerungen hemmt, ist abzulehnen. Inbegriff dieser Funktion ist das Auto: das “authentische” Kraftgefühl, welches einem der Druck aufs Gaspedal vermittelt. Philosophen vom Gegenpol sind…

Abgeschiedenheit ist besser als Liebe

Die Lehrer loben gar gewaltig die Liebe, wie zum Beispiel Sankt Paulus mit den Worten: »Was ich auch üben mag, habe ich nicht Liebe, so habe ich gar nichts.« Ich aber lobe die Abgeschiedenheit mehr als alle Liebe. Zum ersten darum, weil das Gute an der Liebe ist, dass sie mich zwingt, Gott zu lieben….

Grausamer Grund der Kreativität

. . . das Sein der endlichen Dinge als solches ist, den Keim des Vergehens als ihr Insichsein zu haben; die Stunde ihrer Geburt ist die Stunde ihres Todes. – HEGEL Logik Dionysos: Sinnlichkeit und Grausamkeit. Die Vergänglichkeit könnte ausgelegt werden als Genuß der zeugenden und zerstörenden Kraft, als beständige Schöpfung. – NIETZSCHE Wille zur…

Was den Menschen vom Tier unterscheidet

. . . und wenn die gesamte Natur sich zum Menschen hindrängt, so gibt sie dadurch zu verstehen, daß er zu ihrer Erlösung vom Fluche des Tierlebens nötig ist und daß endlich in ihm das Dasein sich einen Spiegel vorhält, auf dessen Grunde das Leben nicht mehr sinnlos, sondern in seiner metaphysischen Bedeutsamkeit erscheint. Doch…

Der gemütliche Atheismus der DDR

Es gibt eine verblüffende Stelle in Nietzsches ANITCHRIST (10): “Der protestantische Pfarrer ist Großvater der deutschen Philosophie, der Protestantismus selbst ihr peccatum originale [ihre Erbsünde]. Definition des Protestantismus: die halbseitige Lähmung des Christentums – und der Vernunft …” IMHO hatte das von Nietzsche beklagte deutsche Programm – der Säkularisierung im Kielwasser des Protestantismus – seine…

Das Ungriechische im Christentum

Die Griechen sahen über sich die homerischen Götter nicht als Herren und sich unter ihnen nicht als Knechte, wie die Juden. Sie sahen gleichsam nur das Spiegelbild der gelungensten Exemplare ihrer eignen Kaste, also ein Ideal, keinen Gegensatz des eignen Wesens. Man fühlt sich miteinander verwandt, es besteht ein gegenseitiges Interesse, eine Art Symmachie. Der…

A Vision of the Last Judgement

Error is Created. Truth is Eternal. Error, or Creation, will be Burned up, & then, & not till Then, Truth or Eternity will appear. It is Burnt up the Moment Men cease to behold it. I assert for My Self that I do not behold the outward Creation & that to me it is hindrance…

Arbeitswerttheorie als Weiterung des Christentums

Die Arbeitswerttheorie behauptet, dass die Quelle des Wertes einer Ware ausschließlich rührt aus der Arbeit eines Menschen, der ihr gegenüber lebt – nicht also etwa eines Toten, der z. B. eine Maschine gebaut oder erfunden hat, oder eines Tieres, einer Naturkraft; die leisten alle keine Arbeit im Sinne der Arbeitswerttheorie. Weder Tiere noch tote Menschen,…

Wesen des Christentums und seine Weiterungen

Das Christentum kann man nicht in eine Reihe mit anderen Religionen stellen, da es keine Gesetze, sondern – an deren Stelle – Liebe predigt. Dadurch wird eine neue Form des Gemeinschaftslebens erfunden. Denn in der Liebe kommt, wer ich bin, zustande erst durch eine Person, die ich nicht bin. Als Liebender bin ich innerlich entzweit,…

Buddha nach der netten Fabel . . .

. . . starrt auf seinen fetten Nabel. Beim Wandern durch Pécs erschien uns neulich die Kathedrale. Auf deren Dach: eine Reihe Heiligenfiguren, Ausschau haltend in den Abend. Dringend, nie in sich ruhend, strahlen diese christlichen Standbilder das Gegenteil der weltlosen Heiterkeit östlicher Figuren aus. Später in der Fußgängerzone bei japanischem Whiskey bildeten wir uns…

Pädophilie und Mathematik

Wenn heute ein mittelalter Dekan ein Nymphen-Foto wie Lewis Carroll von der Tochter eines Kollegen machen würde, die ihn zu Alice im Wunderland inspirierte, wäre der Mann mindestens seinen Job los. Der inzwischen tot in seiner New Yorker Gefängniszelle aufgefundene Jeffrey Epstein war – wie Carroll – Mathematiker. Dieses Talent meine ich schon öfters bei…

Wesen der Häresie

Eine Häresie ist immer eine Vereinfachung von etwas – im Grunde – Zweifachen, die Ausblendung des Gegenteils. Gott z. B. ist allmächtig sowie sterblich, Vater und Sohn zugleich. Der Herätiker vergöttert das eine Moment einer Polarität auf Kosten des anderen. Dem Dekonstruktivismus liegt am Aufheben der Häresie durch Herausarbeitung des Gegenteils.

Vom Gott der Christen

Den dreifaltigen Gott muss man sich vorstellen wie Eltern, die nach Hause kommen, und entdecken, dass eines ihrer Kinder die anderen umgebracht hat, aber trotzdem versuchen, diese Scharte wieder auszuwetzen. Dieses Auswetzen der Scharte beschreibt die Bibel.