Meine persönliche Vorstellung der gerade verfangenen Geopolitik empfing ihren Anstoß durch das Gespräch mit einer mongolischen Freundin und die Lektüre des Buches “Arbeit” der Historikerin Andrea Komlosy. Dieses Buch hat mich stark beeinflusst, wie ich immer wieder merke. Meine mongolische Freunde verteidigt ihre Vorfahren mit der Bemerkung, dass sie die erste Globalisierung der Welt eingeleitet…
Kategorie: Politik
USA-Versteher
Was den Ukraine-Krieg betrifft, kann ich sowohl die russische, die ukrainische, die polnische, die deutsche, die französische sowie die Postion der USA verstehen, also mir je einen Reim darauf machen. Was die USA bewegt, deute ich wie folgt: Das Land ist – mit Ausnahme von 9/11 – niemals auf seinem eigenen Territorium angegriffen worden, kennt…
Wer Empörung zeigte, galt immer als zuverlässig
Bewährte Worte verloren ihre Bedeutung und besagten ihr Gegenteil. Tollkühnheit war auf einmal Mut, kluges Zögern unmännlich, Mäßigung galt als Vorwand für Feigheit und die Fähigkeit, mehrere Seiten in Betracht zu ziehen, als Impotenz. Rasende Gewalt stand im Rufe der Mannbarkeit, Hinterlist lief unter Notwehr. Die Befürworter äußerster Maßnahmen waren immer vertrauenswürdig, ihre Gegner lichtscheues…
NICCOLÒ MACHIAVELLI – Vater der realistischen Schule
Wenn der Abend kommt, kehre ich nach Hause zurück und gehe in mein Schreibzimmer. An der Schwelle werfe ich die Bauerntracht ab, voll Schmutz und Kot, ich lege prächtige Hofgewänder an und, angemessen gekleidet, begebe ich mich in die Säulenhallen der großen Alten. Freundlich von Ihnen aufgenommen, nähre ich mich da mit der Speise, die…
In diesem Krieg geht es um Deutschland – Interview mit dem “französichen Sarrazin” zum Ukrainekrieg
Der französische Historiker Emmanuel Todd sagte den Zusammenbruch der Sowjetunion voraus. Heute sieht er die USA im Niedergang. Frankreich werde ausgelacht, die Briten handelten kopflos. Am schlimmsten stehe es um die Deutschen, die zur Zielscheibe der Amerikaner geworden seien. Russland hingegen gehe es besser, als viele westliche Beobachter meinen.
Chomsky: US-Außenpolitik angetrieben von Angst vor Chinas Aufstieg
Noam Chomsky analysiert die von den USA betriebene Einkreisung Chinas, um Kontrolle über den eurasischen Kontinent zu erhalten. Das könnte China veranlassen, Taiwan anzugreifen, um sich zu befreien und offenen Zugang zu den Weltmeeren zu gewährleisten.
Gleichzeitig versuche Washington, für sie ungünstige Partnerschaften der Staaten zu verhindern. Die Frage ist, wie sich das von Deutschland geprägte Europa und Indien geopolitisch verhalten werden – auch vor dem Hintergrund des von Russland geführten Kriegs in der Ukraine, dem Neuen-Seidenstraßen-System und den daraus resultierenden Verschiebungen. Bieten sich Wege einer unabhängigen Entwicklung und Ablösung von US-Hegemonie sowie einer eurasischen Integration?
Das Interview führt der Politikwissenschaftler C.J. Polychroniou. Das Interview erschien zuerst auf der US-Nachrichtenseite Truthout.
Neuauflage des Universalienstreits
Was haben der Ukrainekrieg und die zugleich flammende Gender-Debatte womöglich gemeinsam?
Frankreich – Deutschland – Russland
Russland wird im Moment von den Staaten der Ersten Welt (G7) betrachtet wie Deutschland von Frankreich z. B. während des 30jährigen Krieges: als zu großer Nachbar, der besser zerschlagen wird. Es brauchte zwei Weltkriege für Frankreich, um zu sehen, dass Deutschland sich schließlich nicht zerschlagen lässt und ein Überleben nur möglich ist durch ein gegenseitiges…
Zerrissen zwischen Ost und West
Kurzer historischer Blick über den Weg in den Ukraine-Krieg vor dem Hintergrund der Weltkrise des Kapitals.
Kaliningrad = Sarajewo?
Die Kräfte, die sich aus dem Ukraine-Konflikt entwickeln, verselbständigen sich. Den Handelnden scheint das Heft aus der Hand genommen. Jede Seite versucht, dadurch zu gewinnen, dass sie das eigene Überleben aufs Spiel setzt. Was kann das für ein Sieg werden, selbst wenn er gelänge? Den ich dadurch errungen habe, dass ich mit Selbstmord drohte? Je…
Eastplainer
Eine heimliche Mehrheit der Deutschen zieht innerlich die Russen den Ukrainern vor. Hat wahrscheinlich damit zu tun, dass sich mit den Russen Geld verdienen lässt. Die Ukrainer “kosten nur”. Was reitet Russland? Das Land, heißt es, schreckt zurück für den demokratischen Blüten in seinen Ex-Provinzen und will sie dort austrampeln, bevor der Virus überspringt aufs…
Je größer die Ungewißtheit, umso größer die Bereitschaft zu teilen …
In seinem 1970-Interview antwortet Orson Welles, dass er sich als Alternativ-Karriere die eines Anthropologen vorstelle (cf. https://www.youtube.com/watch?v=9NTOSevzp4w ). Cavett, der Moderator, liebäugelt statt dessen mit der Philosophie, aber Welles meint, die Philosophie sei erledigt, die Anthropologie “spannender”. Was ich nach der Lektüre des Hauptwerks des bedeutendsten Vertreters der Theorie des Kulturmaterialismus bestätigen kann.
Was uns in Haus steht …
Vorauszusehen sind für die USA und Europa ca. 10 Jahre Stagflation, während denen durch zunehmende Effizienz die akute Energienachfrage zerstört und mit bescheidener Unterstützung durch neue Technologien den Energiemärkten eine neue Beständigkeit gegeben wird
Taliban-Logik
Die extreme Rechte der Ukraine, die derzeit die fanatische Speerspitze des ukrainischen Militärs bildet, sieht den Krieg als eine Chance, den staatlichen Zerfall Russlands zu beschleunigen, um in dessen Windschatten imperiale Ambitionen realisieren zu können. Dazu hier ein Video mit einem ihrer Sprecher.
Habermas zu dem Ukraine-Krieg und seinen Folgen
In einem Gastbeitrag für die »Süddeutsche Zeitung« hat der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas sich zur Diskussion um die deutsche Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine geäußert.
Habermas arbeitet heraus, wie die jüngere Generation im Westen keine militärischen Begriffe mehr kennt und daher auf das Geschehen juristisch reagiert, wofür es nur eine vorgestellte, aber keine wirkliche Grundlage gibt.
Am fruchtbarsten fand ich Habermas Bild der Ukraine als Teenager im Vergleich zum “erwachseneren” Europa. In der Begeisterung für die Sache der Ukraine schwelt, wenn sie z. B. aus Deutschland kommt, immer auch etwas “Berufsjugendliches”, also mehr das eigene Alter und dessen Pflichten Verwerfende. Habermas plädiert stattdessen für eine Unterstützung der Ukraine, die von gegenseitigem Respekt und Wissen um das Alter geprägt ist, welches das eigene Werden erreicht hat.
Habermas meint, dass der Westen, also auch die westlichen Jugendlichen, “alt” in dem Sinne vor “weiter entwickelt” sind, indem sie die Welt in juristischen Kategorien deuten — während die Ukrainer, also auch die ukrainischen Großväter, “jung” sind in dem Sinne von “noch am Anfang stehend”, indem sie Welt in militärischen Kategorien deuten. Das bürokratischere Gemüt des Westens sehnt sich nach der verlorenen Unmittelbarkeit der Entstehung seiner Voraussetzungen und beutet so den Freiheitskampf der Ukraine für seine eigenen Träume aus.
Jörg Baberowski: «Putin hat keine andere Wahl mehr, als zu siegen, wenn er an der Macht bleiben will. Aus dieser Schwäche aber wachsen die unermesslichen Greuel des Krieges»
Natürlich muss sich Russland von der Idee des Imperiums verabschieden, so wie sich auch die Ukrainer von diesem Erbe, von dem sie nicht loszukommen scheinen, endlich emanzipieren müssen. Frieden wird es nur geben, wenn Menschen lernen, zu vergessen, wenn sie aufhören, sich gegenseitig ihre Helden und nationalen Mythen vorzuhalten. Auch wir haben uns von Hermann dem Cherusker und dem Bismarck-Kult vergangener Zeiten verabschiedet und das Ende dieser bedrückenden Einengung des Denkens als Befreiung empfunden. Erst wenn in Russland niemand mehr die Kiewer Rus und den Grossen Vaterländischen Krieg braucht, um Russe sein zu können, und wenn in der Ukraine der Holodomor nicht mehr unablässig als «russische Tat» beschworen werden muss, kann es einen Frieden geben, der den Tag überdauert. Die Geschichte ist der Grund, auf dem der Nationalismus wächst. Man muss vergessen lernen, die Geschichte ruhen lassen.
Lehren aus der Vergangenheit
Im Kontext der anstehenden Transformation zu einer klimafreundlichen Gesellschaft stellt sich die Frage, ob und wie weit hierfür Lehren aus vergleichbaren Transformationen in der Vergangenheit gezogen werden können. Der Übergang zu einer „klimafreundlichen Gesellschaft“ muss als Element eines umfassenderen Übergangs verstanden werden, der aus der strukturellen Nicht-Nachhaltigkeit herausführt, in die die Menschheit im Zuge der Industrialisierung geraten ist. Es geht also um nichts weniger als die Formierung eines auf Dauerhaftigkeit angelegten sozialmetabolischen Regimes, in dessen Rahmen zugleich politische, soziale und kulturelle Standards erhalten und weiterentwickelt werden sollen, wie sie sich in den letzten 200 Jahren gebildet haben.
Wenn wir historisch auf ähnlich dimensionierte Grosstransformationen schauen, so ist der anstehende Übergang mit Vorgängen wie der neolithischen Revolution, der Bildung agrarischer Zivilisationen sowie der industriellen Revolution zu vergleichen. In allen diesen Fällen haben sich grundlegende Parameter von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur verändert mit der Folge, dass sich neuartige „Regimes“ gebildet haben. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, auf welche treibenden Kräfte diese Transformationen zurückzuführen sind.
Das Ressentiment des Ostens gegen Deutschlands
Deutschland ist einfach zu mächtig, um seinen östlichen Nachbarn eine Chance zu lassen.
Warum benutzt man Nordstream II nicht als Bestechungsgabe?
Statt die wirtschaftlichen Abhängigkeiten zu zerschneiden, sollte man sie ausbeuten.
Die Medien, welche wir vorziehen, bestimmen, wie wir die Welt sehen
In den USA wurden traditionelle Zuschauer des konservativen Senders FOX NEWS dafür bezahlt, einen Monat den liberalen Sender CNN zu schauen – und wechselten mit der Zeit ihren politischen Standpunkt. Aus Konservativen wurden tendenziell Liberale. Aber nur, solange sie CNN schauten. Indem sie zurückkehrten zu FOX, teilten sie bald auch wieder die dort vorherrschende Gesinnung.