… einer dieser reizenden Gedanken von Lacan, der erst fruchtbar wird, wenn wir uns unerschrocken auf ihn einlassen. Dann wird nämlich klar, dass „Frau“ und „Mann“ nicht körperlich, sondern als Einstellung zu der Rolle gemeint sind, die uns das Leben auferlegt. Nach solcher Auffassung kommen wir nicht umhin, irgendeine Rolle zu spielen, einen Text zu…
Kategorie: Philosophie
MY OWN LIFE von David Hume
[1] It is difficult for a man to speak long of himself without vanity; therefore, I shall be short. It may be thought an instance of vanity that I pretend at all to write my life; but this Narrative shall contain little more than the History of my Writings; as, indeed, almost all my life…
Vom Wesen des Sexes
Die Psychoanalyse hat sich nicht auf die Sexualität gestürzt, sie ans Licht gezerrt und dann versucht, mehr oder weniger alles mit ihr zu erklären. Dies würde voraussetzen, dass Sexualität ein klar abgegrenzter (wenn auch schamhaft verschleierter) Bereich der menschlichen Natur ist, an sich unverfänglich und problematisch nur in ihrer Beziehung zu anderen menschlichen Formaten, insbesondere…
Scham
Wann schämen wir uns eigentlich? Ein schockierendes Beispiel liefert die portugiesische Pianistin Maria Joao Pires. Sie merkt in dem Clip, auf den ich hier zeige, dass sie für das Mittagskonzerts in Amsterdam das falsche Mozart-Konzert einstudiert hat. Es gelingt ihr zwar, die Situation zu retten, aber für einen Moment tut sich ein Abgrund auf. Dieser…
Männerfreundschaften …
… beruhen auf zwei wunden Punkten. Männer vertrauen einander nur, wenn sie den wunden Punkt des anderen kennen. Ihre Freundschaft besteht dann darin, diesen vor anderen – besonders vor Frauen – zu verleugnen. Männerfreunde helfen sich bei der Simulation der Überlegenheit des anderen. Genau aus diesem Grund ist sein Schwachpunkt die Voraussetzung. Erst wer diesen…
Der Detektiv ist eine Frau
Gender bezeichnet eine Rolle, die wir zufällig spielen, Geschlecht dagegen die Art und Weise, wie wir uns vergnügen – es gibt nur zwei: die schweinische und die durchtriebene. Die beiden ergänzen sich nicht, sondern schließen einander aus. Schweinische klingt “männlich”, durchtrieben “weiblich”. Es gibt aber, das macht die Sache komplizierter, “schweinische” Frauen und “durchtriebene” Männer….
Die Ethik des objet petit a – sein Verhältnis zu Trieb und Lamelle
Lacan hebt das objet petit a als seinen Beitrag zur Theorie der Psychoanalyse hervor. Was bezeichnet dieser Begriff?
Das Über-Ich ist eine obszöne Größe
Alle Bedeutungserlebnisse im Leben kosten von unserer – durch die Geburt abhanden gekommene – Unsterblichkeit. Das Über-Ich versucht, deren Interessen durchzusetzen durch die Vernichtung des Bewusstseins.
Geschlecht als Form der Begierde
Das Geschlecht ist eine Antwort auf die Beleidigung der Geburt. Denn indem wir zur Welt kommen, werden wir sterblich. Wir sind nicht in der Lage, uns zu vermehren, sondern können uns nur noch fortpflanzen, einen Teil beitragen zu etwas Neuem, das uns nie ganz wiederholt. Unser Leib ist, so gesehen, nicht vollständig. Ihm fehlt Unsterblichkeit….
Die Blaue Blume des Sex
Wir können uns nicht durch Teilung vermehren, sind daher verkürzt. Wenn wir Klone absondern könnten, würden wir ewig leben. Hingegen kommen wir dadurch zur Welt, dass zwei Erbgutträger aus diversen Quellen sich vereinen. Diese müssen notwendig rudimentär – sterblich – sein, sonst wäre die Fusion ihrer Beiträge überflüssig. Darin besteht das Wesen des Geschlechts (engl….
Erzählung und Zunge
Die Zunge ist ein übersinnlicher Muskel, im Leib hat er allein nur ein Ende oder, könnte man auch sagen, ein “virtuelles” zweites Ende. Ohne dieses gäbe es keine Geschichten, die einer Frucht der Sprache, also vor allem Zunge sind. Die Zunge ist das in uns, was nach dem anderen Ende sucht. Deswegen wollen Geschichten immer…
L’amour, c’est donner ce qu’on n’a pas à quelqu’un qui n’en veut pas
“Liebe ist, jemandem, der es nicht will, etwas zu geben, das man nicht hat”, raunt Lacan. Ein mystischer Gedanke, wie die meisten Lacans, was ihm den Ruf des “Scharlatans” (Chomsky) eingetragen hat. So gesehen, braucht man nicht weiter nachzudenken über seine Äußerung. Was, wenn man’s doch tut? Kann ich jemandem etwas geben, das ich nicht…
Sex – Gender – Geschlecht
Sex ist ein Überschuss an Lebensenergie, der an keine besonderen Vorgänge gebunden ist, sondern sich irgendwelchen Dingen anschließt, die auch ohne ihn Bestand hätten. Ein schöner Bild dafür ist der Schnuller des Säuling, an dem zweckfrei ein Überschuss an Energie abgenuckelt wird. Auch wenn Kinder nicht einschlafen können, schwelt in ihnen noch ein Überschuss, der…
Menschen sind immer im Übergang – nie da …
Was gross ist am Menschen, das ist, dass er eine Brücke und kein Zweck ist: was geliebt werden kann am Menschen, das ist, dass er ein Übergang und ein Untergang ist. FRIEDRICH NIETZSCHE
Frauen …
Die Frauen sind von den Männern bisher wie Vögel behandelt worden, die von irgend welcher Höhe sich herab zu ihnen verirrt haben: als etwas Feineres, Verletzlicheres, Wunderlicheres, Süßeres, Seelenvolleres, — aber als Etwas, das man einsperren muß, damit es nicht davonfliegt.
Sexuelle Fantasie der Frau
In La Maison beschreibt die Autorin Emma Becker ihre Zeit als Hure. Die Fantasie kreist dabei um einen merkwürdigen Freier, zu dessen “Bedienung” sich alle Frauen des Privat-Bordells, in dem sie zwei Jahre anschaffte, drängten. Die von Becker beschriebenen Freudenmädchen blieben, sie eingeschlossen, im Kontakt mit ihren Kunden meist körperlich taub, beim “Professor” aber kamen…
Bemerkungen über die Philosophie der Psychologie
Ludwig Wittgensteins Beobachtungen zum Wesen der menschlichen Seele stellen die überkommene Weisheitslehre des Abendlandes auf den Kopf, sind bis heute kaum wahrgenommen und ausgelegt worden. Ich zitiere hier einige Paragrafen aus Wittgensteins erstaunlichen “Bemerkungen über die Philosophie der Psychologie” und kommentiere sie.
Der Körper ist erstaunlicher als die Seele
Zwischen Wachen und Träumen kein wesentlicher Unterschied. Wie unsere Träume nichts sind, als ganz willkürliche Interpretationen unserer Nervenreize während des Schlafens, wo nur immer ein anderer Trieb der zufällige Souffleur ist, so ist unser ganzes Bewusstsein ein mehr oder weniger phantastischer Kommentar über einen unbewussten, vielleicht unwißbaren, aber gefühlten Text. Friedrich Nietzsche
Rechtfertigung des Widerspiels
In de Sades Juliette spekuliert der mörderische “Papst Pius”, die Natur sei eine rein schöpferische Kraft, Urgrund des Seins, aus dem sie eine Vielzahl von Formen hervorbringe, mineralische, pflanzliche und tierische. Der Wunsch der Natur nach immer neuen und anderen Nachkommen sei unerschöpflich. Sind einzelnen Formen jedoch einmal geschaffen, hat die große “blinde Mutter” kein…
Grammatik spiegelt uns innere Festigkeit vor
Was den Aberglauben der Logiker betrifft: so will ich nicht müde werden, eine kleine kurze Tatsache immer wieder zu unterstreichen, welche von diesen Abergläubischen ungern zugestanden wird – nämlich, daß ein Gedanke kommt, wenn »er« will, und nicht wenn »ich« will; so daß es eine Fälschung des Tatbestandes ist zu sagen: das Subjekt »ich« ist die Bedingung…