Drehbücher werden im Auftrag geschrieben. Ein Profi-Autor tritt nicht spontan mit seiner Idee an den Sender oder eine Produktionsgesellschaft, sondern bekommt von dort signalisiert, was gesucht wird.
Drehbuchschreiben ist etwas für Profis: Arbeit – kein Vergnügen!
Drehbuchschreiben kann nicht verzweifelt oder zuchtlos erledigt werden. Kein Profi steigert sich in ein Drehbuch. Ein gutes Drehbuch sieht ab von Entäußerung.
Es ist vielmehr – perfekt gebaut.
Beim Durchblättern solcher Drehbücher entspinnen sich vorm inneren Augen des Lesers Ereignisse, greifen Bilder und Verläufe geschmeidig ineinander, werden bedeutende Gegenstände, Themen behandelt – in solch verschwenderischer Fülle, dass einen die Furcht beschleicht, es könnte einmal der Stoff ausgehen und das Fernsehen seine Produktion einstellen müssen.
Aber dann tauchen schon wieder neue Geschichten auf, so unmissverständlich wie unterhaltsam und befriedigend gelöst. Sorgfältig ausgearbeitet, poliert.
Und sie fesseln nicht. Virtuosität nimmt nie gefangen.
Was einen stark bewegen würde, weil es auch beschämt, ist nichts fürs Fernsehen. Dessen Aufgabe besteht nicht darin, einer mächtigen Geste zum Ausdruck zu verhelfen, sondern zu gefallen, möglichst vielen, und niemand dabei zu verschrecken. Dafür werden Drehbuchautoren in Dienst genommen. Und sollen sich nicht in ihren Büchern zu erkennen geben auf die Gefahr hin, einen Teil der Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen und den anderen zu vergraulen.
Statt dessen sollen sie Flüssigkeit und Witz entwickeln sowie eine unterschwellige Pracht, auf den Punkt gebracht durch Momente der Eindringlichkeit und Reinheit.
Wer kann, ja wer darf da etwas gegen haben und statt dessen irgendeine persönliche Religion randalieren lassen, die jede Anmut stark und roh macht und jene, welche ihr nicht verfallen, in Schreck versetzt? Freilich könnte so etwas einmal zufällig ankommen. Aber kann man eine Familie von Zufällen ernähren?
Deswegen riskiert das Fernsehen keine Unfälle, geht keine Risiken ein. Seine Produkte weisen keine Brüche in der Mitte auf. Es ist niemals fragmentarisch. Seine Werke sind nicht verschmutzt von den unordentlichen Fingerabdrücken derer, die sie zu sehr liebten. Fernsehen ist nie seltsam, nie grotesk, nie fremdartig oder übertrieben oder sublim.
Dafür liefert es eine professionelle Hochglanzbeschichtung und die weichen, runden, regelmäßigen Formen von Gegenständen, die in großer Menge hergestellt werden, um sich zu verkaufen.
Autoren, die sich diesem Wesen angeähnelt haben, um von ihm angenommen und genährt zu werden, können sich schlecht, selbst wenn sie es wollten, ein „deutsches Breaking Bad“ aus den Fingern saugen.