Wohlstand, Geographie und die Wurzeln globaler Spannungen

Ich spekuliere, dass die meisten Kriege darauf zurückzuführen sind, dass weniger wohlhabende Regionen den Reichtum begehren, der sich in benachbarten oder weiter entfernten Regionen angesammelt hat. Aber dieser Reichtum ist oft geografisch bedingt. Gebiete, die an schiffbaren Wasserstraßen liegen, haben historisch gesehen einen großen Vorteil. In Afrika zum Beispiel verhinderten unbefahrbare Flüsse den wirtschaftlichen Fortschritt. Die ersten großen Zivilisationen entstanden immer in der Nähe von schiffbaren Flüssen.

Je schwieriger diese Flüsse zu bändigen waren, desto komplexer musste die Zivilisation sein, um Bewässerung und Kontrolle zu gewährleisten, wie im Zweistromland, in China oder Ägypten. In Europa hingegen war die Nutzung der Flüsse einfacher, da ausreichende Niederschläge keine aufwendige Bewässerungsverwaltung erforderte. Daher entwickelten sich auch keine Hochkulturen, sondern ein Zusammenleben mit Schwankungsbreite. Der Handlungsspielraum fruchtete besonders entlang der großen Flüsse, mehr dem Warenverkehr als der Bewässerung dienend, und an den Küsten mit ihren zahlreichen Buchten und darin geschützten Seestädten – etwas, das z.B. wieder Afrika mit seiner 18% knapperen Küstenlinie ohne natürliche Häfen entbehrt.

Diese geographischen Gegebenheiten machten auch den Westen Europas wirtschaftlich stärker, während der Osten als weniger rege Kornkammer betrachtet wurde, was im Westen eine gewisse Überheblichkeit und im Osten den gemischten Willen hervorrief, sowohl dem arroganten Westen etwas zu beweisen als auch sich seiner wohlstandsbringenden Kultur unbedingt anzuschließen, um jeden Preis.

Nordamerika, das über ähnliche geographische Vorteile wie Europa verfügt, hat sich letztlich zu einer Erweiterung des Westens entwickelt und eine verwandte Mentalität gefördert, die aus dem Transport auf dem Wasser hervorgeht. Diese Strukturen geraten nun zunehmend in Konflikt mit Lebensformen, die für ihren wirtschaftlichen Fortschritt auf Landwege wie Straßen und Eisenbahnen angewiesen sind, welche infolge der Entdeckung fossiler Energieträger erstmals mit Wasserwegen konkurrieren können.

Ich vermute, dass diese geographisch bedingten Unterschiede die Ursache für den „Kampf der Kulturen“ ist, bei dem unterschiedliche Alltagsformen einander infrage stellen, ohne ihre Bedingungen zu erfassen.