Extremisten sind weder egoistisch noch ideologisch motiviert, denn ihr Programm würde im Falle eines Sieges sie meist schlechter dastehen lassen. Alles, was programmatisch geäußert wird, ist in ihrem Fall nur die Rationalisierung für etwas anderes, nämlich den Willen, zuzuschlagen, die Sau rauszulassen. Das Erkennungszeichen solcher Äußerungen ist ihr obszöner Unterton. Man kann die Repräsentanten noch so sehr in Widersprüche verwickeln, am Ende werden sie antworten oder signalisieren, dass es ihnen einfach Spaß macht, die zu verunglimpfen, welche sie nerven. Dem lässt sich nicht mit Argumenten begegnen, geschweige mit Ironie. Es könnte aber (wie Žižek in Metastasen des Begehrens Wien 1996 – S. 162 ff.) vorschlägt, durch „Überidentifikation“ gelingen. Darunter versteht er eine Parodie, bei der nicht erkennbar ist, ob sie wirklich ein Zerrbild ist. Als Beispiel führt er die Methode der Post-Punkband Laibach an. Deren Inszenierungen werden zunächst als ironisch aufgefasst, aber immer mit der Befürchtung, dass der Schuss nach hinten losgeht und alles ernst genommen werden könnte. Dabei unterliege man dem Irrtum, so Žižek, dass ironische Distanz automatisch eine subversive Haltung darstelle. Vielmehr sei Ironie in unserem postmodernen Universum eine Kraft, die das, was sie verspottet, letztlich unangetastet lässt oder sogar verstärkt, eine „überlegene Kraft des Konformismus“. Laibach hingegen imitieren nicht ironisch, sondern „überidentifizieren“ das von ihnen aufgegriffene Thema, indem sie dessen obszöne Kehrseite aufzeigen. Damit stellen sie eine Frage, die das Publikum selbst beantworten muss, denn die Präsentation verschweigt eisern, wie sie aufzufassen ist. Mit anderen Worten: Man muss sich selbst beantworten, wie man die Sache. Auf diese Weise können die gezeigten Mechanismen nicht mehr fesseln, sondern werden bewusst. Damit verfliegt ihr Zauber.
Entschärfung durch Überidentifikation
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