Das Geschlecht ist eine Antwort auf die Beleidigung der Geburt. Denn indem wir zur Welt kommen, werden wir sterblich. Wir sind nicht in der Lage, uns zu vermehren, sondern können uns nur noch fortpflanzen, einen Teil beitragen zu etwas Neuem, das uns nie ganz wiederholt. Unser Leib ist, so gesehen, nicht vollständig.
Ihm fehlt Unsterblichkeit.
Diese wirkt in dem, was uns treibt, mehr zu wollen, als uns wirklich zur Verfügung steht. Eben darin besteht unser Geschlecht – im Aufheben der Schranken unseres Daseins. Denn nur so können wir uns fortpflanzen.
Das Aufheben bereitet uns Freude, unbändiges Vergnügen. Die darin liegende Begierde, ihre Umsetzung, bildet unser Geschlecht.
Das männliche genießt durch Verletzung, das weibliche durch Aufschub der Gegebenheit.
Was für einen Reim wir uns auch machen, er lässt immer zu wünschen übrig.
Als Mann polemisieren wir gegen diesen Reim, bleiben jedoch auf ihn angewiesen für unser Vergnügen, das uns endlos drängt, ihn niederzumachen. Darin besteht das Über-Ich: im Gebot des Vergnügens durch Zerstörung jedweder Geltung.
Als Frau spinnen wir den Reim immer weiter aus und genießen die darin liegende Ungebärde.
Mann wie Frau bestehen im Umsatz dessen, was geburtsmäßig abgeht, im Genuss der Unsterblichkeit vermittels Negation des Gegebenen – entweder durch seine Verhöhnung oder durch seine Verunendlichung.
Das (männliche) Über-Ich vergnügt sich z. B. durch die Zerstörung von Sandmandalas – die (weibliche) Maßlosigkeit beim Stricken.