Meine persönliche Vorstellung der gerade verfangenen Geopolitik empfing ihren Anstoß durch das Gespräch mit einer mongolischen Freundin und die Lektüre des Buches “Arbeit” der Historikerin Andrea Komlosy. Dieses Buch hat mich stark beeinflusst, wie ich immer wieder merke.
Meine mongolische Freunde verteidigt ihre Vorfahren mit der Bemerkung, dass sie die erste Globalisierung der Welt eingeleitet hätten, nämlich des Superkontinents Eurasien. Komlosy vertritt in dem ersten Abschnitt ihres Buches eine ähnliche Ansicht. Durch die Ermöglichung der Seidenstraße seien asiatische Produkte nach Europa gelangt, deren Nachbau eine wichtige Ursache der Gründung von Städten in Westeuropa gewesen sei.
Die erste Globalisierung ging über Land, wurde dann empfindlich gestört durch die Siege der Türken, welche die Ausweichbewegung aufs Wasser verursachten. Kolumbus ist eine Weiterung des türkischen Großreichs.
So verlegte sich die Globalisierung aufs Wasser, erst kontrolliert von Spanien/Portugal, dann England und in dessen “Kielwasser” nun die USA, welche mit ihrer Marine den Welthandel kontrollieren. Sie könnten China jederzeit die Luft abdrehen.
China versucht gegenzusteuern durch die Revitalisierung der Seidenstraße, will aber auch auf dem Ozean, zumindest vor seiner Haustüre, das Kommando der USA zurückdrängen. (Das scheint mir der wahre Grund für das Interesse an Taiwan.)
Die Regentschaft der USA über den Welthandel bleibt so lange stabil, wie sie die Meere beherrschen und die Warenströme auch nicht aufs Land ausweichen können (kraft z. B. eines neuen Eisernen Vorhangs, der Europa abschirmt vom Rest Eurasiens).
Der “Mongolenstaat” Russland ist eine Kontinentalmacht, die wenig Häfen hat, inzwischen jegliche Kontrolle über die Ostsee verlor und über das Schwarze Meer verlieren soll, womit auch seine Mittelmeer-Basis in Syrien wertlos würde.
Die Ukraine gehört zum Osten Europas, der (lt. Komlosy) traditionell dafür da war, den reichen Westen mit Lebensmitteln zu versorgen, deswegen eine andere, weniger großstädtische Mentalität hat (ähnlich Polen). Das reiche Welteuropa blickt innerlich herab auf “die armen Teufel” und unterschätzt sie, während umgekehrt herauf geblickt wird zu den Westlern, mit dem Ressentiment der Armen gegenüber den Reichen, die ihrerseits überschätzt werden.