Extrembügeln ist eine ausschließlich im Freien ausgetragene Extremsportart mit dem Ziel, selbst unter anspruchsvollsten klimatischen, geografischen und körperlichen Bedingungen mittels eines heißen Bügeleisens und eines Bügelbretts Wäsche zu bügeln.
Nach intensivem Youtube-Studium stelle ich hiermit fest, dass diese Bewegung nicht inklusiv ist. Sie scheint niemand auszuschließen. Es ist daher auch sinnlos, von Inklusion zu reden. Jeder ist gern gesehen beim Extrembügeln.
Ist das aber woke – wenn niemand gecancelt werden kann?
Extrembügeln missachtet Gender, Rasse, Klasse, Moden, scheint sich gegen jede Form der Identität zu richten. Extrembügler stehen gesichtslos im Dienst ihrer Sache, die etwas Wider– oder Übernatürliches ausstrahlt, dabei weder trotzig noch rechthaberisch wirkt, sondern immer irgendwie bereits am Ziel. Gibt es etwas Befriedigenderes?
Extrembügeln ist genießbar. Es gibt keine toxischen Extrembügler. Nicht weil sie ausgeschlossen wären, sondern weil Extrembügeln atoxisch ist. Denn Toxizität ist ein anderes Wort für Ausschließlichkeit, damit auch für Inklusion. Giftigkeit zieht Grenzen.
Demzufolge kann es ja auch keine toxische Weiblichkeit geben, nur toxische Männlichkeit. Obwohl es toxische Frauen gibt. Das Geschlecht ist kein Merkmal des Leibes, sondern des inneren Menschen: wie er oder sie sein Mütchen kühlt.
Der toxische Geist ist wie sein Gegenteil aus aufs Extrem, auf den Genuss durch Widersinn, durchs Scheitern von Welt und Vorsicht. Nur bedient er sich dafür keines irren Hobbies, sondern einer herrlichen Vorstellung, der nichts genügen kann. So verstahlt er etwas Niezufriedenes – genießt die darin versteckte Destruktivität, der kein Fetzchen Wirklichkeit entkommt. Alles soll versagen vor der unerbittlichen Herrlichkeit seiner Vision.
Aus diesem Grund gibt es nicht unendlich viele, sondern genau zwei Geschlechter, das unerbittliche und das verspielte. Welches der beiden neigt zum Wokismus? In jedem -ismus schwelt ein Ideal, das “immer noch nicht …” erreicht wird, in dessen Namen, was kreucht und fleucht, verdammt werden kann, weil es ihm nie genügt. Worin der Gaudi besteht, auf den es dieser – perversen – Form des Genießens ankommt.
Das Geschlecht besteht im Zersprengen der Wirklichkeit, um in den Genuss dessen zu gelangen, was sie verursacht, im Drang gewissermaßen nach Unsterblichkeit, zum Quell des Lebens. Dies gelingt “männlich” mit Hilfe eines Ideals, vor dessen Glanz die Welt vergeht, oder “weiblich”, indem das Sein entgrenzt oder durchsetzt wird von etwas Immerwährendem, einem absurden Kleiderschrank oder Steckenpferd.
Geschlecht ist demzufolge etwas anderes als Gender. Gender ist vergänglich, das Geschlecht dagegen untot, eine Triebgestalt.
Trieb – Versuch des Daseins, Unsterblichkeit zu kosten.
Der Mensch fühlt sich minderwertig, abgetrennt von etwas, das ihn unvergänglich machen würde. Die Verbindung dazu nehmen wir auf über den Trieb. Er umkreist etwas Fehlendes und setzt praktisch um, was immerzu abgeht. Wie ein Schnuller gesaugt wird, um mehr abzugeben als nur Milch. Oder der Bücherschwall im Wandregal des Intellektuellen zu keinem Ende kommt.
Gender ist etwas Sterbliches, Geschlecht dagegen eine Triebgestalt. Sterbliches lässt sich lernen, untersuchen, entwickeln oder erzählen, hat etwas Buntes, manchmal Abgefahrenes – Trieb versteht dagegen keinen Spaß, irrt nie und gibt niemals nach. Meine Rasse oder Klasse sind so vergänglich wie mein Dasein, seine Gewohnheiten, meine erste Wahl in sexuellen Dingen. Wie meine Persönlichkeit oder Identität, die Rolle, welche ich spiele.
Das Geschlecht hat dagegen mit dem tieferen Sinn des Daseins zu tun, mit dem, was meine Identität verursacht, entsprechend prägt und färbt und durchstreicht. Das Geschlecht ist – als Triebwesen – unsterblich. Die Chinesen versinnbildlichen es im Yin|Yang.
Weder Yin noch Yang sind deutlich, beziehen sich auf keinen Körper, kein Organ, sondern drücken etwas Vorwirkliches aus, dem gegenüber die Prozession des Daseins schlecht abschneidet. Dem Trieb ist nach einer entglittenen Vollkommenheit, welche er wieder genießen möchte, nach Überwindung des Todes. Darin liegt das Wesen seiner Gestalten, der beiden Geschlechter.
Alle zivilen Versuche, den Verlust wiedergutzumachen – durch die Vielfalt des Daseins, Entwicklung von Persönlichkeit und Identität – bleiben ungenügend. Was wirklich zählt und befriedigt, erreicht nur eine Aufhebung des immer zurückbleibenden Stands der Dinge, die Zersetzung der Überlieferung, von Persönlichkeit, Ich oder Gender. Hier zeigt und bewährt sich das Geschlecht: in der Sabotage des Diesseits und seiner Richtungen. Die ist nur möglich auf zweierlei Pfaden: dem herrlichen oder dämlichen. Sie reimen sich nicht, erreichen aber jeder auf seine Art die ersehnte Überwindung der Vorsicht.
Die Weiblichkeit unterläuft jedwede Richtung, verhindert Bestimmtheit, indem sie nichts auf ihre Fahnen geschrieben hat. Wodurch etwas Grenzenloses, daher Überwirkliches die Endlichkeit unterbindet.
Die männliche Sabotage des Diesseits besteht darin, es an einer unerbittlichen Vorstellung zu messen, deren Herrlichkeit die Auflösung jedweden Standes der Dinge rechtfertigt.
Männer aber wie Frauen genießen durch Entmachtung des Diesseits dessen (zeitlose) Ursache. Geschlecht ist, so gesehen, eine Leitung ins Jenseits. Während Gender eine Spielform des Diesseits bleibt. Das vom Geschlecht überwunden wird.
Ist das Woke-Programm demzufolge männlich oder weiblich veranlagt? Indem die Wirklichkeit dauernd versagt vor seinen Ansprüchen (“immer noch nicht …”), liegt ersteres nahe. Die Vermutung wirkt spontan absurd. Wie sollte die Privilegierung von Vielfalt im öffentlichen Raum eine Weiterung “toxischer Männlichkeit” sein? Indem sie, könnte man erwidern, die Welt an einem strengen Maßstab scheitern lässt und dadurch ihre Mütchen kühlt.