Goethe
Er nennt’s Vernunft und braucht’s allein,
Nur tierischer als jedes Tier zu sein.
Erst Gefühle, dann Gedanken
Erst ins Weite, dann in Schranken …
Ein Kerl, der spekuliert, ist wie ein Tier, auf dürrer Heide
von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt, und ringsumher liegt schöne, grüne Weide.
„Denn wo Gespenster Platz genommen,
Ist auch der Philosoph willkommen.
Damit man seiner Kunst und Gunst sich freue,
Erschafft er gleich ein Dutzend neue.“
Mephisto
Den Sinnen hast du dann zu trauen,
kein Falsches lassen sie dich schauen,
wenn dein Verstand dich wach erhält.
Gottes ist der Orient!
Gottes ist der Okzident!
Nord- und südliches Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände.
Mich ängstigt das Verfängliche
Im widrigen Geschwätz,
Wo nichts verharre, alles flieht,
Wo schon verschwunden, was man sieht;
Und mich umfängt das bängliche,
Das graugestrickte Netz.
Da, wo wir lieben,
ist Vaterland,
wo wir genießen,
ist Hof und Haus.
Felsweihe-Gesang an Psyche.
Wollt ihr Moralien, nehmt von den frischesten.
Eigentlich lernen wir nur von Büchern, die wir nicht beurteilen können. Der Autor eines Buchs, das wir beurteilen können, müsste von uns lernen.
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NIETZSCHE Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn
Schon dies kostet ihm Mühe, sich einzugestehen, wie das Insekt oder der Vogel eine ganz andere Welt percipiren als der Mensch, und dass die Frage, welche von beiden Weltperceptionen richtiger ist, eine ganz sinnlose ist, da hierzu bereits mit dem Maassstabe der richtigen Perception d. h. mit einem nichtvorhandenen Maaßstabe gemessen werden müsste. Ueberhaupt aber scheint mir die richtige Perception – das würde heissen der adäquate Ausdruck eines Objekts im Subjekt – ein widerspruchsvolles Unding: denn zwischen zwei absolut verschiedenen Sphären wie zwischen Subjekt und Objekt giebt es keine Causalität, keine Richtigkeit, keinen Ausdruck, sondern höchstens ein ästhetisches Verhalten, ich meine eine andeutende Uebertragung, eine nachstammelnde Uebersetzung in eine ganz fremde Sprache.
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Ich diene gerne, weil die Herrschaft draus entspringt.
JAPANISCHE REDEWEISE
Unser Leben kann man mit einem Wintertag vergleichen. Wir werden zwischen 12 und 1 des Nachts geboren, es wird 8 Uhr, ehe es Tag wird, vor 4 des Nachmittags wird es wieder dunkel, und um 12 sterben wir.
LICHTENBERG