Warum Frauen nicht existieren

 
Lacans exzentrische „formule de la sexuation“ versucht, Geschlecht über eine logische Formel zu deuten (hier abgebildet: das umgekehrte „E“ heißt, „es gibt eines“, das umgekehrte „A“, „alle“ – „x“ steht für eine beliebige Person, der Strich über den Symbolgruppen für „nicht“ und der griechische Buchstabe für „kastriert“ im Sinne von „machtlos“).
 
Verständlicher mache ich mir das ganze zunächst, indem ich den griechischen Buchstaben durch „blau“ und „x“ durch „Ball“ ersetze.
Dann besagt die Formel (spekuliere ich): erst indem ein Ball eine andere Farbe als blau hat, wird klar, dass Bälle „blau“ sind – denn wenn kein einziger Ball nicht-blau ist, können auch nicht alle Bälle blau sein.
 
Der zweite Teil ist erst verwirrend, will wohl sagen: nun über eine Abweichung oder sein Gegenteil kommen wir zu einem Begriff. Wenn uns ein Ding nach dem anderen vorkommt, ohne sich zu unterscheiden, können wir nicht ausmachen, was sie ev. gemeinsam haben.
 
Ich lebe z. B. in einer Welt, in der es nur eine Sorte Brot gibt. Die könnte aussehen wie Schwarzbrot – was aber erst klar würde, indem eine Semmel auftauchte.
 
Die Sexuierungs-Formel besagt nun: Männlich ist eine Ordnung, in der es eine Semmel und daher Schwarzbrot gibt – weiblich ist eine Ordnung, in der es „jedesmal Schwarzbrot“ gibt, was aber kein Thema sein kann, da die Semmel abgeht.
 
Das männliche Gemüt ist kastriert (verstümmelt), indem es sich einen Oberaffen vorstellt – das weibliche Gemüt ist nicht kastriert, indem es sich keine Ausnahme davon vorstellen kann
 
„Männlich“ und „weiblich“ ist dabei nicht an den Körper gebunden, sondern Ausdruck für eine widersprüchliche Hälften oder Weisen des Seins, die entweder angesichts von Ausnahmen oder von Spielarten zu unterschiedlichen Begriffen kommt.
 
Dass „Frauen nicht existieren“ bedeutet daher, nehme ich an, sie können nicht dingfest gemacht werden durch das, was sie nicht sind, da sie es nur werden, nicht – wie Männer – sein können.