Das Christentum kann man nicht in eine Reihe mit anderen Religionen stellen, da es keine Gesetze, sondern – an deren Stelle – Liebe predigt. Dadurch wird eine neue Form des Gemeinschaftslebens erfunden. Denn in der Liebe kommt, wer ich bin, zustande erst durch eine Person, die ich nicht bin. Als Liebender bin ich innerlich entzweit, indem noch jemand anderes meine Seele einnimmt. Das Christentum ruft damit auf zu einer Persönlichkeitsspaltung, etwas Widerstreitendem als Hauptsache. Seine Nämlichkeit hat für einen Christen immer mit dem zu tun, was diese aufmischt. Christliche Vernunft verdankt sich dem Durcheinander von Identität und Anderssein. Das macht diese Religion unvergleichlich.
Wesen des Christentums und seine Weiterungen
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