Wer auf Respekt pocht, kann kein Dichter sein

“Der poetische Charakter” ist nach John Keats (in seinem Brief an Richard Woodhouse vom 27. Oktober 1818) „nicht er selbst – er nennt kein Selbst sein Eigen – er ist alles und nichts – er besitzt kein Wesen; er genießt Licht und Schatten; er lebt voller Lust, sei es in Verkommenheit oder in Reinheit, in Abscheulichkeit oder in Schönheit, in Anständigkeit oder in Unredlichkeit, in Reichtum oder in Armut, in Gemeinheit oder in Erhabenheit. Und daher ist der Dichter das am wenigsten poetische von allem, was existiert; denn er besitzt keine Identität – er ist unablässig im Begriff, einen anderen Körper zu formen und ihn zu füllen.“

Keats Vorstellung widerspricht der romantischen Idee des Dichters als eines starken, individuellen Genies. Stattdessen sieht er ihn als ein Medium, durch das verschiedene Erfahrungen und Perspektiven fließen können.

In der LGBTQIA+-Formel findet sich der Dichter mit anderen Worten im + wieder, nicht in irgendeiner der anderen Marken, die ihm lediglich Inhalt, nicht aber Kern seines Wesens sind.