Als das Buch Gödel, Escher, Bach noch ein Bestseller war, ließ es mich nicht los. Unter anderem wird darin Gödels Theorem verständlicher gemacht. Ihm zufolge kann es nichts Verständliches geben, außer es kreist um etwas Unerklärbares – was keine Forderung des Glaubens, sondern eine der Logik ist. Später las ich in Wittgensteins Logisch-philosophische Abhandlung, einem Text, der mich mehr als alle anderen beeindruckt hat: “Mein Grundgedanke ist, dass die ‘logischen Konstanten’ nicht vertreten. Dass die Logik der Tatsachen sich nicht vertreten lässt.” (4.0312) Woraus erhellt, dass die Logik, der “Klebstoff”, der alles Denken zusammenhält, nicht gerechtfertigt werden kann. Sie ist – reine Glaubenssache.
Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist der Glaube eine Frucht des Verstandes, kommt also nicht zuerst, sondern kann nur jemanden ergreifen, der bis zum bitteren Ende denkt. Dies erinnert mich an die Paradoxien der Unendlichkeitsrechnung, die ihren Grenzwert nie erreicht. Er kann mathematisch nicht dargestellt werden, sondern erfordert einen Sprung – des Glaubens …
Was mir dann später bei “Ungläubigen” auffiel: ihr starker Wunsch, nie betrogen zu werden. Dieser Wunsch beruht auf der Vermutung, dass die Dinge im Grunde genommen klar sind, nur einem selbst (noch) nicht. Menschen, die nie betrogen werden wollen, werden es aber am meisten, da sie dem anderen eine Kohärenz unterstellen, die dieser einfach nicht hat. Ob wir auf Anlageberater hören oder würfeln – unser Depot erzielt den gleichen Gewinn oder erleidet dieselben Verluste.