Wir können uns nicht durch Teilung vermehren, sind daher verkürzt. Wenn wir Klone absondern könnten, würden wir ewig leben. Hingegen kommen wir dadurch zur Welt, dass zwei Erbgutträger aus diversen Quellen sich vereinen. Diese müssen notwendig rudimentär – sterblich – sein, sonst wäre die Fusion ihrer Beiträge überflüssig. Darin besteht das Wesen des Geschlechts (engl. sex): im allgemeingültigen Streben, Unvollkommenheit aufzuheben. Diese muss folglich durch die Geburt verursacht werden. Wir kommen zur Welt, um zu sterben, indem wir uns nicht spontan reproduzieren (klonen) können. Davon informiert uns dann die Hast nach Anschluss oder Vereinigung, die Sexualität. Warum ist diese nicht wie bei Tieren exquisit an die Fortpflanzung gebunden? Weil der Mensch, neige ich zu sagen, seinen Drang nach Vervollständigung „sublimiert“, also Fertigkeit in allen möglichen Bereichen –- im Beruf, in der Kunst, im Steckenpferd –- anzustreben versteht. Weswegen Sexualität an vielem interessiert, universell ist, nicht an die Fortpflanzung gefesselt. Wenngleich sie sich ausschließlich dieser verdankt. Daher kann es auch nur zwei Geschlechter geben, hingegen unendlich viele Gender oder Verfeinerungen derselben.
Die Blaue Blume des Sex
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