Penis-Wahn

Das auseinandersetzende Denken und Sprechen bleibt gleichwohl im Banne dessen, dem es entkommen möchte – infolge der Zwangsvorstellung einer Superrolle, die alles, wonach einem ist, wirklich wahr werden lässt. Immer am Ziel ihrer Wünsche, widersteht sie jeglicher Auseinandersetzung oder »Entmannung«.

So gelingt es der Vernunft niemals ganz, die Einbildung zu verwinden. Ohne auseinandergesetzt zu werden, behauptet sich ein Wahn und zeigt uns, wos lang geht. Als ultimativer Traum lässt seine Superfigur mattes Begehren hinter sich und genießt schon, wonach uns anderen nur ist. Dank dieser Fantasie erhebt sich schließlich immer die Einbildung über den Verstand und kann seine Bewegungen als »Phallus« beherrschen.

Die Rolle des »Phallus« signalisiert keine Überlegenheit des Männlichen über das Weibliche, sondern veranschaulicht die Ursache der Angst des Mannes vor dem Verlust eingebildeter Macht sowie den Grund seiner Neigung zu Großmäuligkeit, Prestigeobjekten und Fetischismus.

Als »Herr des Denkens« kann der Phallus nie auseinandergesetzt oder verstanden werden. Kein Begriff wird ihm gerecht.

Männlichkeit ist somit Ausdruck der Vorstellung, dass, wenn einer den Phallus besitzt, es jemand anderes sein muss. Jedem Mann sitzt das Gespenst des Ur-Vaters im Nacken, der’s als einziger drauf hatte, sein Begehren in Genuss zu verwandeln.

In diesem Sinne schwelt eine furchtsame Homosexualität in jedem Pochen auf Männlichkeit, und der Penisneid wird am intensivsten von jenen empfunden, die einen besitzen.