Nach Descartes gibt es ja eine Instanz, die über jegliche Aussage hinausgeht, die ein Subjekt machen kann, und deswegen unbelastet bleibt von allen Beschuldigungen des Irrtums. Entsprechend die heutige Vorstellung von Demokratie mit einer Menschlichkeit als Basis, die durch die Verschiedenartigkeit der Bürger, die daran beteiligt sind, nicht verfälscht werden kann. Was diesen Bürger ausmacht, sind nicht irgendwelche positiven Merkmale, sondern das Recht, alle näheren Bestimmungen (Rasse, Klasse, Geschlecht …) abzustoßen und sich vor dem Gesetz gewissermaßen als entkörpert zu präsentieren. Das ist die eigentümliche Logik der Demokratie: Ich entkleide mich einer positiven Identität, also bin ich Bürger. Wer an das darin enthaltene Pathos appelliert, hat zugleich die Lizenz, sich in jedem nachprüfbaren Punkt zu irren, weil eigentlich erst jenseits aller verschiedenartigen Aussagen die kostbare, universelle, “unschuldige” Instanz sichtbar wird, in der wir uns alle wiedererkennen sollen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse sind nur keine Entscheidungssache. Die Demokratie ist auf Entwicklung aus, Entfaltung, Kultur, den vielfältigen und spielerischen Alltag nach dem Geschmack der mit ihm befassten Menschen. Die Wissenschaft hat etwas vergleichsweise Starres, bewegt sich, wenn schon, sehr viel langsamer, eigentlich aber auf den Kältetod des Universums zu. In demokratische Verhältnisse kann sie nicht eingreifen, ohne diese zu zerstören. Im Falle einer ernsthaften Bedrohung, die eine wissenschaftliche Antwort heischt, sind Demokratien den Diktaturen daher unterlegen und wären zum Untergang geweiht.