Selbst die kriegerischsten Stämme in der Vorzeit haben sich regelmäßig getroffen, um Frauen auszutauschen. Falls nicht vorgezogen wurde, sie einander zu rauben, ein Akt, der weniger empört als im Glorienschein gesehen wurde.
Der Grund liegt im Nachteil der Verwandten-Ehe für die Gruppe. Je kleiner und intensiver die Einheit, desto höher wird die Gefahr für Erbkrankheiten. Die Großfamilie fährt am besten, die ihre Töchter weggibt, und sich Schwiegertöchter dafür einhandelt. Was nur funktioniert, wenn ausreichend Söhne vorhanden sind.
Töchter kamen auf die Welt, um die Familie zu verlassen, Söhne um sie zu erhalten. Das Schicksal einer jungen Frau bestand darin, sich in einer fremden Umgebung zu behaupten. Die einzige Person, auf die sie sich dabei wirklich verlassen konnte, war der zur Welt gebrachte Sohn. Leibliche Töchter würden irgendwann durch Schwiegertöchter ersetzt werden.
Diese den Nachteilen des Inzests geschuldete Dynamik hat seit Beginn der Menschheit bestimmt, welche Bräuche und daher Geschlechterrollen sich durchsetzen. In der Industriegesellschaft wird die unmittelbare Familie immer mehr ersetzt durch die Menschengruppe am Arbeitsplatz, die nicht mehr genetisch zusammenhängt. Es gibt infolge kein Inzest-Tabu zu beachten, die meisten Ehen kommen unter Kollegen zustande. Die Mobilität der Frauen hat dadurch abgenommen, damit auch ihre innere Unsicherheit sowie der wackelige Status.