. . . wird man, egal auf welchem Gebiet, zu einem erfinderischen, erpichten, kühnen, sich selbst ausdrückenden Wesen. Man wird interessant in den Augen der anderen. Man stört, erregt, erleuchtet und öffnen Weisen zum besseren Verständnis. Wo die Nichkünstler das Buch zuschlagen, öffnet der Künstler es und zeigt, dass es mehr Seiten zu entdecken gibt. Die Arbeit des Kunststudenten ist keineswegs leicht. Nur Wenige haben den Mut und die Ausdauer, um bis zum Ende durchzuhalten. Man muss sich klar darüber werden, dass man in vielerlei Hinsicht allein sein wird. Wir schätzen Gleichgesinnte und sind gern in ihrer Gesellschaft, denn das ist leichter, als seinen Weg allein zu gehen. Aber nur, wenn man allein ist, lernt man sich selber kennen. Man wird erwachsen und wächst weiter, man bleibt nicht in der Menge stehen. Das hat seinen Preis. Gelingt es einem, hat man dafür bezahlen müssen. Man genießt es aber auch sein Leben lang. Es gibt Momente in unserem Leben, während des Tages, in denen wir das Gewöhnliche durchblicken und hellsichtig werden. Wir werden der Wirklichkeit inne. Es sind Momente höchsten Glücks. In ihnen sind wir am weisesten. Heutzutage jedoch unter den Bedingungen unseres Alltags, können nur wenige sich auf die intensive Erfahrung einlassen und ihr eine Gestalt geben. Es geht dabei nicht darum, Kunst zu schaffen, sondern in dem herrlichen Augenblick zu verharren, der Kunst unausweichlich macht. Kein Kunstwerk ist je vollendet, sondern es hält nur inne an geeigneter Stelle. Was immer du tust, vollführe es drastisch. Kunst kann nicht getrennt werden vom Leben. Sie ist Ausdruck des stärksten Bedürfnisses, und wir schätzen sie nicht wegen ihrer Perfektion, sondern indem sie gelebtes Leben herausstellt.
Robert Henri