Ich sitze in meinem Geschäft und verkaufe (…).

Ich liebe (…) und niemals, niemals in meinem Leben wäre ich auf die Idee gekommen, einen anderen Beruf zu wählen. Meine Kunden kommen gern zu mir. Hinter meinem Ladentisch stehend, unterhalte ich mich noch länger mit ihnen, wenn sie gekauft haben. Und es gibt ja auch genug zu erzählen. Abends schließe ich die Läden, revidieren den Bestand und nehme die Bestellungen für den nächsten Tag auf. Heute gibt es etwas ganz besonderes und ich bin sicher, meine Kunden werden auch begeistert sein. Die Sonne schimmert durch die Läden und voller Erwartung drehe ich sie hoch. Ein Lächeln auf dem Munde, lockende Verheißung im den Augen, so lehne ich im Ladeneingang, gleich jemandem,der etwas besonders Kostbares zu vergeben hat und dafür reich geehrt wird.

Da gehen die Leute. Der Kleine mit den langen Schössen; erst gestern plauderten wir, und ich lies andeutungsweise das neue Angebot anklingen. Begeistert hatte er zugestimmt, doch er geht vorbei. Viele, die ich kannte, passierten, ohne zu grüßen. Meinen verheißungsvollen Blick nahmen sie nicht zur Kenntnis und, absichtlich abgewandt (warum gingen sie alle auf der anderen Straßenseite?), maßen sie große Schritte. Ich aber war verzweifelt. Meine Haltung duckte sich immer mehr, unauffällig und scheinbar ungerührt wollte ich im Ladeneingang verschwinden, um alleine zu sein. Da aber zog es mich zu den Leuten, denn nichts kam mir lächerlicher vor, als mein leerer Laden mit all seinen toten Kostbarkeiten. Ich schlich mich auf die andere Straßenseite und versuchte, durch allerhand Kunststückchen auf mich aufmerksam zu machen. Und tatsächlich wurde mir bald der eine oder andere Blick zugeworfen. Ich hätte vor Freude ohnmächtig aufs Pflaster sinken können. Da ich nun niemanden mehr auslassen wollte, der mir einen Blick zuwerfen konnte, traute ich mich nicht einmal in meiner Laden, eine wärmende Decke zu holen. Tag und Nacht saß ich auf der Straßen führte unermüdlich meine kleinen Kunststückchen vor. Einige Leute erkannten mich wieder, sie schenkten mir sogar (es ist zu schön, zu herrlich um es wahrhaft zu begreifen) ihr Lächeln. Sonntags und an Feiertagen konnte es passieren, daß sie ihre Kinder mitbrachten. Wie achtete ich da auf das Trippeln der Füße! Die Sonn- und Feiertage waren für mich immer eine beondere Freude. So wurde ich immer älter und zerlumpter, aber ich merkte es nicht, nur die Menschen: sie blieben weg. Mit kraftlosen Augen blickte ich auf mein Geschäft, das jetzt ganz zerfallen war. Das Namensschild hing quer herunterm und die Scheiben waren eingeschlagen.

Eines Nachts, es war eine sehr tiefe und kalte, ich aber konnte trotz großer Müdigkeit nicht schlafen, eines Nachts also hörte ich Musik am Ende der Straße. Eine Dixieland-Band war auszumachen im klaren Schein der Lampen, die sie bei sich trug. Im Takte ihrer übermütigen Musik federten sie in den Knien. Ein rot gekleidetes Mädchen, das dem Zug folgte, winkte mich zu ihr, den schönen Jüngling, und wie auf Luft kam ich herüber. Sie gab mir ihre Hand und wir folgten der Kapelle durch die Nacht.

“Meine Schuhe,” rief ich. “Ich muß ja noch meine Schuhe anziehen!”

“Laß nur,”sagte sie. “Du brauchst keine Schuhe mehr.”