Der Mensch ist frei, kann zwar nicht immer, aber häufig tun und lassen, was er will. Wenn ich aber das eine tue, muss ich dafür das andere lassen. Mein Fähigsein, das so zum Ausdruck kommt, kann sich weder dem verdanken, was ich tue, noch dem, was ich lasse; denn beide mussten sich ja nach ihm richten. Daher ist meine Entscheidungsmacht immer größer als das, was ich mit ihr zu beabsichtigen im Stande bin. Es gibt nichts im Staub der Welt, das ihr Zweck sein könnte. Trotzdem versuchen wir verzweifelt, es dort auszumachen: das alles erfüllende Objekt oder Gefüge, ultimative Ziel unserer Wünsche. In Wirklichkeit ist es dann oft ein geringer Gegenstand, der zum Fetisch wurde: irgendein Apple-Produkt, Erinnerungsstück, Haustier – ein Filmstar . . . Die Aufladung von weltlichen Sachen (die Ausdehnung und echte Dauer haben) mit ewigem Wert nennt man Aberglaube – im Gegensatz zu Glaube, der den ultimativen Zweck im Jenseits weiß. Als Abergläubige sind wir dagegen angewiesen auf Gegenstände oder Orte in der Welt, Fantasien, denen wir mehr unterstellen, als sie – wie die letzte Folge einer vielversprechenden TV-Serie – einzulösen vermögen. Zusehends erscheinen sie inzwischen auf unserem Körper, als Tatoos. Aber sie vermitteln keine Erlösung, auch nicht durch Vermehrung.
Warum wir auf die eine oder andere Art heute alle tätowiert sind
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