Das Philosophieren Wittgensteins dreht sich in erster Linie um BEDEUTUNG (Stimmung) und weniger um ERKENNTNIS. „Was ist wahr?“ tritt zurück hinter „Was ist erheblich?“. Es geht Wittgenstein dabei weniger um einen klugen als um einen klaren Kopf.
Als Sitz echter Bedeutung umkreist Wittgenstein das menschliche Miteinander, verkörpert im unbedachten Alltag und seiner Sprache, welche Wittgenstein mit einem Fluss und dessen Bett vergleicht, die sich unausgesetzt aneinander ausbilden. Das Schöpfen von Bedeutung findet dabei in unmittelbaren, sich einbürgernden oder wieder in Vergessenheit geratenden „Flusswirbeln“ statt, die etwas Spielerisches haben, also mindestens zwei Menschen einbeziehen und von Wittgenstein daher im Wahrzeichen des „Sprachspiels“ zusammengefasst werden.
Es gibt unendlich viele – akute wie mögliche – Sprachspiele. Eine mächtige Familie derselben hat mit „Behauptung“ zu tun und entwickelt sich in der alles erklärenden Metaphysik sowie deren Verästelungen Mathematik, Wissenschaften, Technik, Ideologie usw. Ihnen gemeinsam ist, dass sie die Welt planenden Standards anpassen, was ihnen in vielen Fällen auch gelingt. Hierbei kommt es zu der Verwirrung, dass diese Prinzipien – nicht der menschliche Alltag, das „Unbewusste“, welchem sie ihre Geburt verdanken – Träger aller Bedeutung seien. Wittgenstein versucht, diese in seinen Augen verhängnisvolle Fehleinschätzung aufzudecken, die zur Folge haben kann, dass entartende „Machenschaften“ unserer Lebensform diese erledigen.
Sein Unterfangen ist so schwierig, wie einen heutigen Intellektuellen davon zu überzeugen, dass die Mathematik ihre Geltung der Gewohnheit und nicht irgendetwas Höherem verdankt. Was Wittgenstein an der Philosophie faszinierte, war sein innerer Wunsch, die Mathematik zu rechtfertigen. Was er dabei herausbrachte, bildet den Körper seiner Philosophie, deren mathematische Teile zu umstürzlerisch sind, um momentan ernst genommen zu werden.