Was das Publikum erleben möchte

… die Zusammensetzung einer möglichst guten Tragödie [sollte immer] … Schauererregendes {Fluchtauslösendes} und Jammervolles {Herzzerreißendes} nachahmen {vorstellen}. …[Jammer] {Rührung} stellt sich… [angesichts eines Helden] ein, der sein Unglück nicht verdient, … [Schaudern] bei dem, der dem Zuschauer ähnelt, der Jammer {das Wehgeschrei} bei dem unverdient {Sympathie erweckenden} Leidenden, der Schauder bei dem [uns] Ähnlichen {dessen Fluchtimpuls wir selbst empfinden} … [Wobei der Umschlag ins Unglück] nicht wegen einer Schlechtigkeit und Gemeinheit {böser Neigung} …, sondern wegen eines Fehlers {einer Leidenschaft oder Beschränkung, falschen Einschätzung von Verhältnissen infolge mangelnder Einsicht} [erlebt werden muss]. S. 39

 

Diejenigen dramatischen Figuren packen uns am meisten, die uns gesellschaftlich sowie charakterlich ähneln und sich dabei unwissentlich eine Grube graben.

 

(Erreger von Jammer und Schaudern in Aristoteles‘ Nikomachische Ethik: Tod, körperliche Versehrung oder Misshandlung, Alter, Krankheit, Nahrungsmangel, Vereinsamung, Hässlichkeit, Schwäche, Verkrüppelung, Enttäuschung freudiger Erwartung. Wenn sich etwas Gutes zu spät erfüllt. Wenn einem nie etwas Gutes widerfährt. Wenn einem etwas Gutes zuteilwird, das man nicht [mehr] genießen kann {ersehnte Voraussetzung stellt sich ein, nachdem man ihre Auswirkung verunmöglicht hat, z. B. trifft Rettung ein, nachdem man das zu Rettende bereits geopfert hat}.)