Zitat 1: Das Einkommen des Pusztavolks, das sich aus Bezügen verschiedenster Art zusammensetzte, war leicht und in allen Einzelheiten feststellbar. Der Dienstvertrag zählte ausführlich die Bezüge auf, die sich aus »Bargeld, Naturalien und Boden zur Eigenbewirtschaftung« zusammensetzten. All dies zusammen trug den Namen »Konvenzio« (Deputat). Die Bedingungen dieser »Kommenzio« (wie der Volksmund sagte) wurden von Jahr zu Jahr schlechter. Sie waren schon vor dem Ersten Weltkrieg sehr streng und für westliche Begriffe ungeheuerlich. In Gegenden, wo sogenannte wissenschaftliche intensive Landwirtschaft betrieben wurde, sprachen diese Verträge dem Gesinde knapp so viel zu, daß es kärglich sein Leben fristen konnte. Dort sah man blankgestriegelte, wunderbar gepflegte, stolze Hengste, schwere, gutgenährte Bullen mit geblähten Nüstern. An dicke Ochsentreiber kann ich mich nicht erinnern, auch nicht an wohlgenährte Kutscher, Schweine- oder Kuhhirten. Daß einer dick sein sollte, klingt für mich geradezu grotesk. Das Pusztavolk neigte nicht zu Fettleibigkeit, es war dürr und knochig. Die Leute waren sonnengebräunt und sahen deshalb auch dann noch zäh und gesund aus, wenn sie schon mit einem Fuß im Grab standen. Ein Anthropologe verglich sie mit dem dinarischen Typ der hageren Dalmatiner. Leider muß ich ihn enttäuschen, denn die aus ihrer Mitte stammenden Aufseher neigten durchweg zu Fettleibigkeit.
Zitat 2: Im Zimmer der Szerencses schliefen, soweit ich mich zurückerinnern kann, nur neun Personen, denn das ihnen zugeteilte Ehepaar war jungverheiratet, und die Frau stillte eben ihr zweites Kind. Sie hieß Viktor, eine kleine, bescheidene Person, die nie im Wege war. Meist schlief sie auch nicht im Zimmer, sondern ging, nachdem sie ihre Kleinen in Schlaf gelullt hatte, hinaus zu ihrem Mann in den Stall.
DIE PUSZTA Kapitel 10 – Ernährung – Einkommen – Deputate. Ein Gesindehaus.
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