Am denkwürdigsten kamen mir die Menschen Ende der 80er Jahre vor während meiner Zeit als Taxifahrer, als ich’s täglich mit den unglaublichsten Exemplaren zu tun kriegte. Eingeprägt hat sich mir die Sache mit dem brennenden Porsche, der das bizarrste, zugleich rührendste Schauspiel beleuchtete. Ich war ein fauler Taxifahrer, mit Vorliebe nachts unterwegs und stand stundenlang an den entlegendsten Warteplätzen, um in Ruhe lesen zu können (ich erinnere mich an eine 800 Seiten dicke Biographie Stalins). Zwischendurch raste ich in meinem BMW mit Höchstgeschwindigkeit über den nachmitternacht-leeren Mittleren Ring und bin wie durch ein Wunder nie erwischt worden, sonst wäre der Führerschein weg gewesen. Eines Nachts presche ich vom Effnerplatz über den Isarring an die Biedersteinstraße, wo es einen winzigen Hügel gibt, darauf ein Baum. In diesen gerannt: ein lichterloh brennender Porsche, ein schrecklicher, zugleich sehr beeindruckender Anblick, der mir an die Nieren ging. Ich stoppte, stieg aus und erblickte zwei hockende Männer davor auf dem Gras, einen Polizisten sowie einen Playboy-Typen, der laut schluchzte. Der Polizist nahm ihn fast zärtlich in den Arm und sprach beruhigend: Er sei doch am Leben, alles werde wieder gut. Ich habe bis heute die Erleichterung im Gesicht des jungen Polizisten vor Augen, dass es keine Leichen gab. Dreht sich der Playboy zu ihm und jammert kopfschüttelnd: “Das verstehst du nicht. So ein Auto bekomme ich nie wieder.”
Der brennende Porsche
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